Pia hat einen Zwischenbericht zu ihrer Olympiakampagne geschrieben.
Der Traum von den Olympischen Spielen – ein Zwischenbericht von Pia Kuhlmann/SLSV
Nachdem meine letzte Kampagne im Jahr 2020 durch Covid ziemlich zerrüttet wurde und ich mir meinen Traum von den Olympischen Spielen nicht erfüllen konnte, wurde ich im Oktober 2020 am Zwenkauer See das erste Mal Deutsche Meisterin in der ILCA 6 Klasse. Nachdem die Pandemie etwas abgekühlt war, änderte sich im Jahr 2021 auf Grund des plötzlichen Todes meines größten Fans, meinem Opa, dann so ziemlich alles. Wir nahmen im Familienkreis die Pflege meine Oma auf uns und nebst dieser Aufgabe brachten wir Familie, Berufe und das (leistungsorientierte) Segeln so gut es ging unter einen Hut und trotz eingeschränkter Segelsaison sicherte ich mir in 2021 und 2022 erneut den Meisterinnentitel.
Mit meiner „last-minute“ Qualifikation, auf der Semaine Olympique Francaise in Hyères, zur World Sailing Weltmeisterschaft 2023, war für mich noch nicht ganz sicher, wie es in der Zukunft für mich weiter gehen würde. Doch nach meinem sehr überraschend guten Platz 22 auf der World Sailing WM in Den Haag im August 2023 bei den ILCA 6 Damen, stand für mich der Entschluss einer weiteren, ernsthaften Olympiakampagne für die Olympischen Spiele 2024.
Zum Glück hatten wir, die Deutschen ILCA 6 Damen, mit Platz 13, Julia Büsselberg vom VSaW und meinem 22. Platz, eines von den dort zu vergebenen 18 Nationentickets gelöst, sodass dem Traum von den Olympischen Spielen 2024 in Paris nur noch die nationale DOSB-Qualifikation im Wege steht.
Die Ausscheidungsevents für die Olympischen Spiele waren bzw. sind die (ILCA 6) Damen Weltmeisterschaft 2024 in Mar del Plata/ Argentinien (03.-10.01.2024), die Europameisterschaft 2024 in Athen/Griechenland (16.-23.02.2024) und die Princess Sofia Trophy in Palma de Mallorca/Spanien (29.03.-06.04.2024).
Ende Dezember 2023 reisten mein Papa und Trainer, Uwe Kuhlmann, und ich zur achttägigen WM (mit 6 Segeltagen) ins sommerliche und wetterlaunische (diverse heftige Gewitterstürme) Mar del Plata/Argentinien.
In der Qualifikations-Runde (ersten 3 Tage) der WM habe ich feststellen müssen, dass Seglerinnen die in offenen Seerevieren wie z.B. Villamoura, Kanarischen Inseln, oder vor Ort in Mar del Plata dauerhaft trainiert haben, für die Wellenbedingungen große Vorteile und dadurch mehr Speed hatten. Zudem war der Wettfahrtleiter nicht bereit die Bahnmarken frühzeitig zu legen. Dadurch waren Nationen ausgestattet mit GPS und Windbot-Systemen im Vorteil.
In der Silberfleet fand ich dann langsam in die Bedingungen und konnte mich im etwas schwächer besetzenden Feld besser durchsetzen. Eine Protestsituation mit drei Booten, bei der ich als Protestführerin zwar gewann, ersetzt jedoch nicht den dadurch vermasselten Start bzw. das Rennen (Platz 28). Die genialen Wellen und der ordentliche Strom (27m/min) am Finaltag spülten mich mit meinem 3. Platz im letzten Rennen insgesamt auf Platz 60 von 101 Starterinnen.
Meine Erwartungen und mein Ziel ein paar Bonuspunkte für die Olympia-Qualifikation einzufahren habe ich, wie das gesamte deutsche Team, leider verfehlt. Somit ist für die Olympiaausscheidung alles wieder „auf Null“ gesetzt.
Kaum waren wir zurück in Deutschland ging es 2 Wochen später auch schon wieder mit Sack und Pack auf die Piste nach Athen. Unsere Anreise mit dem von Autohaus Schulze gesponsorten Skoda führte uns durch Tschechien, die Slowakei, Ungarn, Serbien und Nordmazedonien und verlief, trotz all der Befürchtungen, was uns an den Grenzen erwarten könnte, gut.
Die erste Trainingswoche in Alimos(/Athen) war durch viel Sonnenschein, einige Leichtwind-
Tage, interessante Wellen und ordentliche Winddrehern gekennzeichnet. In der Woche hatte ich
das Glück mich einigen ansässigen, griechischen Segelgruppen und internationalen Seglerinnen
anschließen zu dürfen. Nebst des Wassertrainings durfte ein Besuch der Athener Innenstadt, der
Akropolis und des Panathinaiko-Stadions, das Olympiastadion der ersten neuzeitlichen
Olympischen Spiele, natürlich auch nicht fehlen.
Nachdem ich am letzten Donnerstag (08.02.) von der Trainingsregatta vom ausrichtenden Verein
(NOK) hörte, meldete ich mich dann noch kurzfristig zur Pre-Europeans Regatta an. Leider nahm
der Großteil der Segler/innen die Regatta nicht ganz so ernst, sodass Regelverletzungen in
Wegerechtssituationen, Tonnenberührungen und Verstöße von Regel 42 keine Seltenheit waren,
obwohl eine Jury vor Ort war.
Seit dem 14.02. ist das Team Coolman nun vollzählig. Und gemeinsam haben wir stark daran
gearbeitet noch einige fahrtechnische Fehler für die EM auszubessern, die sich über den Winter
im Flachwasser eingeschlichen haben.
Meine Ausrüstungskontrolle für die EM habe ich ohne Beanstandungen absolviert, die letzte
Trainingseinheit auf dem Saronic Gulf ist erfolgt, das Boot geputzt und die EM ist im Rahmen der
offiziellen „Opening Ceremony“ am heutigen Samstagabend eröffnet worden. Morgen um 11:00
Uhr (10:00 Uhr deutscher Zeit) starten wir dann in das erste Rennen der Europameisterschaft,
das zweite deutsche Qualifikationsevent für die Olympischen Spiele.
Ich freue mich sehr auf das Segeln und hoffe, dass der Wind sich entgegen der jetzigen
Vorhersage für die EM-Woche, doch noch durchsetzt. Möge uns der griechische Windgott Aiolos
wohlgesonnen sein.
Um meinen Traum von den Olympischen Spielen real werden zu lassen, ist mein Ziel klar gesetzt
– TOP 12 und erste Deutsche!
Drückt gerne die Daumen!
Pia Kuhlmann
(GER 211211)